Christliche Kollaps-Initiative (Kurzfassung)
Christliche Gemeinschaften können im Kollaps durch solidarische Netzwerke Hoffnung und Resilienz bieten.
Erschienen: 17.02.2025
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Noch kürzer: 5 Thesen zu Christ:innen und Kollaps...
Wir erleben eine Zeit multipler Krisen: Klimakatastrophen, Ressourcenknappheit und soziale Ungleichheit bedrohen zunehmend unsere Lebensgrundlagen. Statt solidarischer Lösungen nehmen Abgrenzung, Militarisierung und rechte Ideologien zu. Gerade jetzt könnten christliche Gemeinschaften mit ihren Traditionen wie Nächstenliebe und Gerechtigkeit einen wichtigen Beitrag leisten – doch sie sind bisher kaum präsent.
Historisch waren christliche Gemeinden oft Orte gelebter Solidarität und Resilienz. Heute sind viele Kirchen jedoch von Mitgliederschwund, schwindender gesellschaftlicher Relevanz und Imageverlust betroffen. Das ehrenamtliche soziale Engagement zielt meist darauf ab, das bestehende, zunehmend instabile System zu stützen – eine Erfahrung, die für viele zunehmend frustrierend ist. Doch angesichts des kaum noch aufzuhaltenden Kollapses wird deutlich: Es braucht einen Perspektivwechsel hin zum Aufbau neuer, widerstandsfähiger Gemeinschaften.
Wir bewegen uns auf gesellschaftliche Bedingungen zu, die denen zur Zeit der Urkirche ähneln – einer Gemeinschaft, die unter widrigen Umständen Resilienz entwickelte und sogar wachsen konnte. Trotz staatlicher Repression, sozialer Isolation und wirtschaftlicher Benachteiligung schufen die ersten Christ:innen eine alternative Subkultur, die auf Solidarität, wechselseitiger Unterstützung und radikaler Nächstenliebe beruhte. Dieses Netzwerk aus Hausgemeinschaften und geteilten Ressourcen bot nicht nur individuelle Sicherheit, sondern beeinflusste langfristig die kulturellen und sozialen Strukturen.
Auch heute suchen viele Menschen angesichts von Klimaangst und Unsicherheit nach Halt und Sinn. Seelsorge und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft können ihnen helfen, aus der Ohnmacht herauszufinden und aktive Mitgestalter:innen einer solidarischen Zukunft zu werden.
Ich frage mich, ob die sich abzeichnenden globalen Krisen auch eine Chance für einen neuen christlichen Aufbruch bieten könnten? Denn christliche Werte, Traditionen und Initiativen – von den Idealen der Urgemeinde bis hin zur diakonischen Arbeit und Seelsorge heute – könnten wertvolle Beiträge für die solidarische Kollaps-Bewegung liefern.
Christliche Werte
In einer Welt, die von Krisen und Unsicherheit geprägt ist, bietet die christliche Ethik wertvolle Leitlinien für solidarisches Handeln und resilientes Leben: Ich denke dabei an Konzepte wie Gerechtigkeit und Solidarität, Gewaltfreiheit, Demut und Systemkritik.
Erfahrungen aus der Geschichte
Die Geschichte christlicher Bewegungen zeigt zahlreiche Beispiele, wie Glaubensgemeinschaften in Zeiten von Krisen und Umbrüchen resilient und kreativ reagiert haben, wie z.B.:
- Urgemeinde: Inmitten staatlicher Verfolgung und sozialer Unsicherheit bildeten die ersten Christ:innen gemeinschaftliche Netzwerke, die von gegenseitiger Hilfe und geteilten Ressourcen getragen wurden.
- Klöster: Klöster waren immer schon wichtige Zentren von Bildung, medizinischer Versorgung und nachhaltiger Landwirtschaft, die in Krisenzeiten Stabilität boten.
- Christlicher Widerstand im Nationalsozialismus wie z.B. der Bekennenden Kirche aber auch mutige Aktionen für Verfolgte durch einzelne Gläubige.
- Amische & Hutterer: Glaubensgemeinschaften, die bis heute in autarken Strukturen leben, den technologischen Fortschritt kritisch reflektieren.
- Christliche Opposition in der DDR: Die Friedensgebete in Leipzig und anderen Städten wurden zu Ankerpunkten für den gewaltfreien Protest, der zum Fall der Mauer beitrug.
- Befreiungstheologie: Christliche Basisgemeinden in Lateinamerika, die sich mit biblischer Begründung gegen Armut und Unterdrückung einsetzen.
- Konziliarer Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung: Christliche Gemeinschaften weltweit engagierten sich seit 1980 für soziale Gerechtigkeit, Abrüstung und den Schutz der Schöpfung.
- Verfolgte Christen heute: In vielen Regionen der Welt bilden christliche Gemeinschaften trotz Repressionen widerstandsfähige Netzwerke.
- Papst Franziskus: Mit der Enzyklika „Laudato si'“ ruft er zu einer ganzheitlichen Ökologie auf und kritisiert die zerstörerischen Folgen des ungezügelten Wachstums.
Ressourcen heute
Auf welche Ressourcen und Netzwerke können wir zurückgreifen? Noch hat die christliche Tradition in Teilen der Gesellschaft ein positives Image, und es gibt in allen Bevölkerungsgruppen Menschen, die sich mit den christlichen Werten identifizieren und bereit sind, sich zu engagieren. Wenn wir ein anschlussfähiges Narrativ finden, lassen sich aus diesen Kreisen Menschen für das Thema "Kollapsresilienz" mobilisieren. Die Schwelle für Engagement ist niedriger, wenn es im Kontext vertrauter Strukturen stattfindet, und zahlreiche bestehende Initiativen und bewährte Praktiken könnten wertvolle Beiträge für den Aufbau lokaler solidarischer Netzwerke liefern.
- Seelsorge: Die kirchliche Begleitung bietet Menschen, die durch Klimakrise, soziale Unsicherheit und Verlustängste belastet sind, Trost und Orientierung.
- Spirituelle Praxis: Gebet, Meditation und gemeinsames Bibellesen stärken die innere Widerstandskraft und fördert die Fähigkeit, sich der Realität – auch in schwierigen Zeiten – bewusst zu stellen.
- Bibel-Teilen & Politisches Nachtgebet: Diese Gottesdienstformen helfen, den Glauben mit den Herausforderungen der Zeit zu verknüpfen und in konkretes Handeln zu kommen.
- Die Christliche Friedensbewegung setzt sich seit Jahrzehnten für Abrüstung und gewaltfreie Konfliktbearbeitung ein.
- Christliche Klimaschutzgruppen engagieren sich aus dem Glauben heraus für Klimagerechtigkeit. Als Brückenbauerinnen zwischen kirchlichen und aktivistischen Kontexten schaffen sie Begegnungsräume, in denen Menschen unterschiedlicher Herkunft ihre Ängste und Hoffnungen teilen können.
- Flüchtlingshilfe: Zahlreiche Kirchengemeinden organisieren Unterstützung für Geflüchtete und bieten ihnen Schutz und Integrationshilfe.
- Tafeln & Ehrenamt: Christliche Organisationen betreiben Tafeln und andere Hilfsangebote, um in sozialen Notlagen schnell und unbürokratisch zu helfen.
- Kirchliche Infrastruktur: Kirchen, Gemeindehäuser und kirchliche Netzwerke können im Krisenfall als Treffpunkte, Notunterkünfte und Verteilzentren dienen.
- Klöster: Klostergemeinschaften bewahren traditionelles Wissen über Selbstversorgung, Gemeinschaftsorganisation und spirituelle Praxis.