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Die 10 Methoden und Regeln des aktiv gewaltfreien Widerstandes

Erschienen: 7.6.2024, Quelle: Ökumenisches Institut für Friedenstheologie (OekIF)

Wehrhaft ohne Waffen! Gewaltfrei ist nicht passiv!

Oft erscheinen militärische Mittel wie die schnelle Lösung. Aber die Folgen sind unvorstellbar grausam: zerstörte Menschenleben, zerstörte Städte, Umweltverschmutzung, Geldverschwendung, Eskalation und Hass. Auch gewaltfreie Methoden erfordern Einsatz und Risikobereitschaft. Auch gewaltfreie Methoden führen – wie militärische Methoden – nicht immer zum Erfolg. Dennoch ist das Verhältnis von Kosten und Nutzen bei aktiv gewaltfreien Methoden besser, sowohl in menschlicher als auch in materieller Hinsicht.

  1. Findet Verbündete! Verbündet euch mit Menschen verschiedener Altersgruppen und sozialer Schichten. Tut Euch mit Umwelt-Organisationen und sozialen Bewegungen zusammen.

  2. Organisiert Demonstrationen, Blockaden und Streiks! Macht deutlich, dass ihr euch nicht dem Willen der Besatzer unterwerft.

  3. Boykottiert die Besatzer durch Bummelstreiks und Nicht-Zusammenarbeit! Motto: „Nichts wissen, nichts sagen, nichts tun.“ Gebt den Gegnern keine Informationen, keine Namenslisten und keine Daten. Vertauscht Schilder und Namen. Beamte sollen – wenn sie zur Arbeit gezwungen werden – nur langsam und fehlerhaft mit den Besatzern zusammenarbeiten.

  4. Tretet positiv mit den Gegnern in Kontakt! Zum Beispiel durch kleine Geschenke und direkte Ansprache. Vergesst nicht – wenn genug Druck aufgebaut ist – auch zu verhandeln. Eventuell zuerst auf dem Weg über neutrale Personen.

  5. Entwickelt Symbole, Lieder, Gesten und ein Motto! Dies dient der Wiedererkennbarkeit und fördert den Zusammenhalt.

  6. Gegen Luftangriffe hat sich die Methode „Offene Stadt“ bewährt! Täuscht eine Kapitulation vor und wendet dann alle aktiv gewaltfreien Methoden an. Siehe z.B. Wikipedia „Offene Stadt“1.

  7. Recherchiert Grausamkeiten und Unrecht! Legt die Grausamkeiten der Angreifer offen. Findet Beweise und Wege sie zu veröffentlichen. Vernetzt euch hierzu weltweit. Schafft hohe Medienpräsenz und aktiviert internationale Organisationen.

  8. Bleibt hartnäckig, ausdauernd und leidensbereit! Auch bei gewaltfreien Methoden muss man mit Zerstörungen, Verletzten und sogar Toten rechnen. Vergeltet Gleiches nicht mit Gleichem. Ruft Mitstreiter:innen dazu auf, gewaltfrei zu bleiben.

  9. Schafft dezentrale und unabhängige Strukturen! Zum Beispiel in den Bereichen Landwirtschaft, Energiegewinnung, Produktion, Handel, Medien, Kommunikation, Bildungs- und Gesundheitswesen. Unterstützt euch untereinander. Achtet auf die Quellen eurer Resilienz! Helft den Flüchtlingen, Deserteuren und allen Notleidenden.

  10. Setzt auf demokratische und basisdemokratische Strukturen! Lasst keine Befehls- und Gehorsamsstrukturen zu.

Fazit: Gewaltfreie Verteidigung ist weder naiv noch unvernünftig noch unrealistisch, sondern das genaue Gegenteil. Erfolgreiche Beispiele findet Ihr in der Broschüre „Gewaltfrei wirkt“ von Pax Christi2. Beschrieben werden 61 erfolgreiche gewaltfreie Kämpfe, darunter die Rosenkranz-Revolution 1986 auf den Philippinen, die Friedliche Revolution 1989 in der DDR, die Singende Revolution 1988 - 1991 in Estland, Lettland, Litauen und die Vertreibung des Diktators Charles Taylor aus Liberia 2003. Übrigens: Mit diesen Methoden kann man nicht nur Länder und Städte verteidigen, sondern auch demokratische Rechte und soziale Errungenschaften im eigenen Land.

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